Am Wochenende des 15./16. Juni fand die Klimakonferenz der SAV Köln statt. 85 Teilnehmer*innen aus Köln, Aachen, Bremen, Hamburg, Flensburg, Darmstadt, Saarbrücken, München, Berlin und Trier diskutierten über unterschiedliche Aspekte des Klimawandels, aber auch konkrete Kampagnen und Kampfformen.
Die Themen der sechs Workshops und drei Plena reichten von der Bilanz von #wirfahrenzusammen über die Kölner Verkehrswende zu sehr interessanten Berichten über den Stand der Klimabewegung in Brasilien, Kanada und Schweden (per Zoom) durch Sozialist*innen aus diesen Ländern über den Zusammenhang von Imperialismus und Klima, den rechten Kulturkampf, bis hin zur Debatte über Kohei Saito und den “Degrowth Kommunismus”. In allen Workshops wurde angeregt diskutiert; das Interesse, Themen weiter zu vertiefen, ist groß. Daher plant die SAV Köln einen Lesekreis für Interessierte zu “Marxismus und Klima” mit Texten von Kohei Saito und anderen ab Ende Juli anzubieten.
Beim Eröffnungsplenum “Grünes Regieren im Kapitalismus?” führten wir eine kontroverse Debatte mit Vicky von der Grünen Jugend Köln und Judith Servaty von Die Linke.NRW. Am Samstagabend ging es um die Frage, welche Strategie die Klimabewegung weiter bringen können. Es kamen interessante Beiträge sowohl vom Podium als auch aus dem Publikum. Die Letzte Generation war auf dem Podium durch Caro aus Köln vertreten. Ihr droht eine achtmonatige Haftstrafe (ohne Bewährung) wegen ihrer Blockade-Aktivitäten, die Teilnehmer*innen drückten ihre uneingeschränkte Solidarität aus, ungeachtet der Kontroversen in der Debatte.
Beim Abschluss am Sonntagmittag ging es um die Lage und den notwendigen Umbau der Autoindustrie. Der ehemalige VW-Betriebsrat und Publizist Stephan Krull und Marc Treude, ehemaliger Betriebsrat von e.Go Mobile in Aachen, gaben interessante Einblicke in die schwere Krise der deutschen Autoindustrie, die den Umstieg auf E-Autos im Prinzip verpasst hat. Stephan Krull warnte davor, dass sich der E-SUV, den Ford Köln produziert, nicht gut verkaufen werde und die Existenz des gesamten Kölner Ford-Werkes mit 13.000 Beschäftigten auf dem Spiel stehe. Leider sollte diese Tendenz sehr schnell bestätigt werden: Bereits zwei Tage später wurde auf einer Betriebsversammlung bei Ford verkündet, dass kurzfristig Tausende Jobs abgebaut würden. Hier geht es jetzt darum, Solidarität zu organisieren und das Motto konkret zu machen und Klimaschutz und Klassenkampf zu verbinden. Diese akute Krise bei Ford zeigt, wie dringend der Umbau unter demokratischer Kontrolle und die Vergesellschaftung der Autoindustrie sind.
Es geht um eine komplette Verkehrswende statt der Weiterführung des automobilen Wahnsinns. In Köln ist die SAV Teil der Proteste gegen die teure und irre Verlegung bestehender Straßenbahnlinien unter die Erde in der Kölner Innenstadt, über die der Kölner Stadtrat wahrscheinlich im Herbst diesen Jahres entscheidet; und des Kampfes gegen den Ausbau der A4, dem Teile des Gremberger Wäldchens zum Opfer fallen werden. Aktuell besetzen Aktivist*innen den Wald, ihnen droht die Räumung durch die Polizei. Diese Kämpfe, wie auch der möglicherweise anstehende Widerstand gegen Arbeitsverlust der Ford-Kolleg*innen müssen zusammengeführt werden, um eine komplett andere, nachhaltige Verkehrsplanung durchzusetzen und dem kapitalistischen Klimawandel etwas entgegensetzen zu können.