Kahlschlag bei VW stoppen, Arbeitsplätze und Löhne verteidigen!

Das VW-Management plant den Abbau von Zehntausenden Arbeitsplätzen, mindestens drei Werke sollen geschlossen werden. Alle Beschäftigten sollen Lohnkürzungen zwischen 10 und 18% hinnehmen. Dieser Angriff auf eine gut organisierte Belegschaft mit bisher sicheren Arbeitsplätzen ist ein historischer Einschnitt. Wenn die Bosse damit durchkommen, werden weitere Attacken in der Autoindustrie und anderen Branchen folgen. Die IG Metall und die gesamte Gewerkschaftsbewegung müssen dagegen halten.

Von Claus Ludwig, Köln

Die Krise der deutschen Autoindustrie ist ein Ergebnis der gewachsenen Konkurrenz zwischen den kapitalistischen Mächten, vor allem durch den Aufstieg Chinas und der Verfestigung von Macht- und Wirtschaftsblöcken. Sie wird verschärft durch die Arroganz und Ignoranz der deutschen Autobosse. Sie haben so getan, als gäbe es den Klimawandel nicht. Sie trieben mehr Aufwand für den Dieselbetrug als für Innovationen. Sie setzten auf große Autos, bei denen die Gewinnspanne größer war, die jedoch nur per legaler Steuerhinterziehung – “Dienstwagenprivileg” genannt – verkauft wurden. Dann kam der hektische Umstieg auf E-Autos, auch die zu groß, zu teuer. Jetzt setzt man wieder auf den Verbrenner. 

Von 2018 bis 2023 wurden bereits 60.000 Arbeitsplätze in der Autoindustrie abgebaut, jetzt steigt das Tempo. Der Zulieferer ZF schließt Werke in Eitorf (Sieg) und Gelsenkirchen, Ford schließt Saarlouis, das Kölner Stammwerk wird geschrumpft und gilt auch als gefährdet.

Lohnverzicht sichert keine Jobs

Großaktionäre*innen und Management haben die Milliarden an Dividenden und Millionen an Gehältern mit ihrem Eigentum, ihrem “unternehmerischen Risiko” und ihrer Verantwortung begründet. Dann sollen sie jetzt für die Probleme bezahlen, für die sie verantwortlich sind. Geld haben sie mehr als genug.

Noch immer machen die Kapitaleigner*innen bei VW Gewinne. Die Gewinnrücklagen betragen 137 Milliarden Euro, der Nettogewinn 2023 16 Milliarden Euro. 4,5 Milliarden wurden 2024 an die Aktionär*innen ausgeschüttet. Allein die Familien Porsche und Piech kassieren die Hälfte der Dividende, Jahr für Jahr.

Bei VW und in der laufenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie und bei VW verkünden die Bosse, die Beschäftigten müssten niedrigere Löhne akzeptieren, “um die Arbeitsplätze zu retten”. Doch Lohnverzicht sichert keine Arbeitsplätze, sondern nur Profite. Es bestehen riesige Überkapazitäten. Die Autos, die hierzulande gebaut werden könnten, finden nicht genug Käufer*innen, auch wenn die Löhne gekürzt werden.

Es gibt im Kern zwei Lösungen für dieses Problem:

  1. Arbeitszeitverkürzung – Verteilung der vorhandenen Arbeit auf die Beschäftigten – bei vollem Lohnausgleich! Denn die Kolleg*innen haben die Möglichkeit für kürzeres Arbeiten durch die hohe Produktivität selbst geschaffen. Bisher wird diese allein von den Kapitalbesitzer*innen durch die Rendite abgeschöpft.
  2. Umstellung der Produktion. Wir brauchen nicht noch mehr Autos, aber jede Menge Bahnen und Busse. Die Verkehrswende ist für den Klimaschutz nötig. Und sie ist der Weg, um die Arbeitsplätze zu erhalten. Wir brauchen alle Facharbeiter*innen, Techniker*innen und Ingenieur*innen. 

Die deutschen Autokonzerne haben sich als unfähig erwiesen, sich auf die Verkehrswende einzustellen. Wenn die Kapitalist*innen nicht in der Lage sind, den notwendigen Umbau zu organisieren, dann müssen wir diesen gesellschaftlich organisieren. Autoindustrie und Zulieferer sollten enteignet, vergesellschaftet und unter demokratischer Kontrolle der Beschäftigten, der Klima- und Verkehrsexpert*innen und der Bevölkerung organisiert werden. So können alle Jobs erhalten werden und die Werke können produzieren, was gesellschaftlich benötigt wird.

Tarifrunden nutzen

Seit dem 29. Oktober laufen Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie, die IG Metall fordert eine Lohnerhöhung von 7% und 170 Euro mehr für Auszubildende. Die gleiche Forderung hat die IGM für den Haustarifvertrag bei VW aufgestellt. Dort endet die Friedenspflicht am 30. November. Diese Tarifrunden und der Kampf gegen die Arbeitsplatzvernichtung gehören zusammen. Wenn die Konzerne Lohnzurückhaltung durchsetzen, wird sie das ermutigen, Werke zu schließen und betriebsbedingte Kündigungen durchzuziehen, weil sie die IG Metall für schwach halten.

Die IG Metall sollte den Spieß umdrehen: Die Tarifrunden bieten die Möglichkeit umfassender, legaler Streiks, mit der die gewerkschaftliche Kampfkraft demonstriert werden kann, auch für die Verteidigung der Arbeitsplätze.

Betriebsräte von VW haben einen “heißen Winter” angekündigt und wollen die Werke “lahmlegen”. Die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo hat zu Recht darauf hingewiesen, dass kein Standort und kein Arbeitsplatz sicher ist. Sie droht mit dem Abbruch der Gespräche. Es sollte nicht bei Drohungen bleiben. Die IG Metall und die VW-Betriebsräte dürfen sich nicht darauf einlassen, den Kahlschlag mitzuverwalten.

Wir schlagen vor:

  • Volle Durchsetzung der 7%-Forderung in der Tarifrunde Metall und Elektro. Massive Warnstreiks jetzt und Vorbereitung des Durchsetzungsstreiks.
  • Verteidigung aller Arbeitsplätze und Werke bei VW und anderen Betrieben, nein zum Lohnverzicht.
  • Vorbereitung des Vollstreiks in den VW-Werken ab 1. Dezember.
  • Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden bei vollem Lohnausgleich,
  • Enteignung aller Konzerne, die Werke schließen, Vergesellschaftung unter demokratischer Kontrolle der Beschäftigten.
  • Umbau der Produktion auf benötigte Produkte wie Busse und Bahnen, gesellschaftliche Planung der Verkehrswende.
  • Umfassende staatliche Investitionen in den klimagerechten Umbau des Verkehrs, finanziert durch höhere Steuern der Reichen und die Gewinne der Autoindustrie.