Seit Mitte September verhandeln IG Metall und Arbeitgeber in der deutschen Metall- und Elektroindustrie über die Erhöhung der Tarifentgelte für die knapp vier Millionen Beschäftigten. Die mitgliederstärkste Gewerkschaft in Deutschland (mit rund 2,1 Millionen Mitgliedern) forderte zum Auftakt der diesjährigen Tarifrunde 7% mehr Entgelt sowie 170 EUR für Azubis, bei einer Laufzeit von 12 Monaten.
Von Marc Treude, Aachen
Erst in der zweiten Verhandlungsrunde machten die Arbeitgeber überhaupt ein Angebot. Dies beinhaltete eine Lohnerhöhung von 1,7% ab Juli 2025 sowie weitere 1,9% ab Juli 2026, mit einer Laufzeit von 27 Monaten. “Zu spät, zu lang, zu wenig” lautete die Antwort der IG Metall. Dass dieses Angebot der Arbeitgeber nach der langen Zeit der hohen Inflation mit hohen Reallohnverlusten für Beschäftigte als Provokation bezeichnet und mit harten Arbeitskampfmaßnahmen beantwortet werden müsste, sagt die IG Metall nicht.
Am 28. Oktober endet in den meisten Tarifbezirken die Friedenspflicht, ab dem Folgetag kann gestreikt werden. Es wird wahrscheinlich zu Warnstreiks kommen, aus manchen Betrieben hört man allerdings auch, dass “niedrigschwelligere Angebote” gemacht werden sollen, also lediglich etwas längere Betriebsversammlungen.
Die letzte Tarifrunde 2022 hatte die große Mobilisierungsfähigkeit der IG Metall gezeigt, 900.000 hatten sich an zwei Warnstreikrunden beteiligt, 24-stündige Streiks waren in Vorbereitung. Seitdem ist die Inflation davon galoppiert und es muss jetzt dringend nachgeholt werden. In einer Umfrage der IG Metall unter Beschäftigten zur Gehaltforderung für die diesjährige Tarifrunde hatten sich immerhin ein Drittel der Befragten für eine Forderung von mindestens acht Prozent oder höher ausgesprochen. Für solche Ergebnisse müsste entschieden gekämpft werden.