Aachen, Linksjugend [‘solid] und die Nazis
Die Nazis versuchen sich in Aachen und im Kreis immer breiter zu machen. Neben der NPD und den Nazi-Kameradschaften tauchen in letzter Zeit vor allem so genannte Autonome Nationalisten auf, die mit ihrer Kleidung und ihrem Auftreten linke und alternative Kultur kopieren, umdeuten und vereinnahmen wollen. Die SAV, Linksjugend [‘solid] und andere haben das Thema aufgegriffen, um den Nazis organisierten Widerstand entgegenzusetzen.
von Jupp Sträterhoff, Aachen
Nachdem Nazis im März in die Fensterscheibe eines Antifaschisten Pflastersteine geschmissen hatten, wurde spontan eine Antifa-Demonstration angemeldet, an der sich über 200 Menschen beteiligten. Plötzlich näherten sich etwa dreißig Nazis dem Demonstrationszug. Unsere GenossInnen waren an vorderster Front dabei, reagierten schneller als die Polizei und schlugen das braune Gesocks unsanft in die Flucht.
Stolberg – Wallfahrtsort von Nazis?
Aktuell versuchen die Nazis, den Tod eines Jugendlichen zu instrumentalisieren, der in Stolberg, in der Nähe von Aachen, in einem Streit erstochen wurde. Eltern, LehrerInnen und Freunde des Getöteten wehren sich seitdem dagegen, dass er Sympathisant oder gar Mitglied im rechten Spektrum gewesen sei. Dies lässt die Nazis aber kalt. Sie brauchen scheinbar irgendeinen Märtyrer und wollen Stolberg zu ihrem Wallfahrtsort machen.
Am 12. April marschierten 800 Schläger verschiedener Kamaradschaften und Autonome Nationalisten unter Polizeischutz durch Stolberg, um die Bevölkerung – besonders die MigrantInnen – einzuschüchtern. Unter maßgeblicher Mobilisierung durch Linksjugend [‘solid] Aachen hielten 450 Gegendemonstrant-Innen dagegen, konnten die Faschos an diesem Tag aber nicht stoppen. Dieses Ziel haben wir uns aber für den 26. April – nach Redaktionsschluss der Solidarität – gesetzt, an dem die NPD hier einen bundesweiten Aufmarsch durchführen will. Es gibt einen Aufruf „Den Nazis in den Weg stellen“, der neben Marc Treude, Ratsmitglied der LINKEN in Aachen, von einigen gewerkschaftlichen Funktionsträgern, aber auch von Ulla Jelpke (Bundestagsabgeordnete der LINKEN), Thies Gleis (Bundesvorstand der LINKEN), Helmut Manz (stellvertretender Landessprecher der LINKEN NRW) und anderen unterzeichnet wurde. Linksjugend [‘solid] Aachen klebte auch Hunderte Plakate für die Demonstration gegen Rechts.
Anwohner ansprechen
Wir fahren regelmäßig nach Stolberg, um die Bevölkerung für die Gegendemonstration zu mobilisieren. Als wir uns von Aachen aus am 22. April in die „Höhle des Löwen“ begaben, tauchten gleich, kaum angekommen, zehn bis 15 Faschos mit einem Transparent auf. Besonders die Migranten-Kids, im Alter zwischen acht und zwölf Jahren, die unseren Infostand belagerten und fleißig bei der Mobilisierung halfen, reagierten prompt und skandierten „Nazis raus“. Die verdutzten Faschos traten die Heimreise an. Nichts hätte anbrennen können, weil wir an diesem Tag auch massiv Unterstützung von Linksjugend [‘solid] Köln hatten.
solid-Gruppe
Durch die extreme Polarisierung unter den Jugendlichen erlebt die Linksjugend [‘solid]-Gruppe Aachen zur Zeit massiven Zulauf. Die Zahl der TeilnehmerInnen an solid-Treffen hat sich auf über 20 Anwesende fast verdreifacht.
Die Neuen sind voller Elan und scheuen sich nicht, ein paar langjährigen Mitgliedern, die gern auf die Bremse treten und oft Vorschläge blockieren wollen, ihre Meinung zu sagen. Es konnte keiner besser auf den Punkt bringen, als ein gerade aktiv gewordener Jugendlicher: „Booaah! Ihr seid ja nur hier, um zu blockieren. Macht ihr auch mal eigene konstruktive Vorschläge?!“ Danach waren die Blockierer dann erstmal still.