Am heutigen Mittwoch, 29.10.08, soll der Betriebsrat bei Visteon Berlin drastischen Einschnitten zustimmen: Rund 300 der 800 Kollegen sollen gehen, die verbleibenden aber 3 Stunden länger und auch am Samstag arbeiten. Dafür gibt es dann weniger Lohn. Eine Mehrheit des Gremiums scheint entschlossen, dem zuzustimmen.
von Stephan Kimmerle, Berlin
Auch die IG Metall könnte den Verzicht verhindern: Die Verlängerung der Arbeitszeit hängt von ihrer Billigung ab. Doch die Tarifkommission will morgen, Donnerstag, dem Paket zustimmen.
150 Kollegen waren bereits im April vor die IG-Metall-Zentrale gezogen, um eine Neuwahl der Tarifkommission zu erzwingen. Doch das wurde den Kollegen vom zuständigen IG-Metall-Sekretär wortreich verwehrt.
Damit ginge die Erpressung von Visteon, einer ehemaligen Ford-Tochter auf. Das Management hatte angekündigt, bei Nicht-Kapitulation durch Betriebsrat und Gewerkschaft, die Aufträge für das Berliner Werk an Ford „zurück zu geben“. Das war die Drohung mit dem Tod auf Raten durch das recht rasche Auslaufen der bisherigen Aufträge.
Einige oppositionelle Betriebsräte und Kollegen versuchen nach wie vor, das 15 Punkte umfassende Verzichts- und Jobvernichtungs-Paket zu verhindern. Sie begannen, Flugblätter heraus zu geben, um ihre Sicht der Dinge bekannt zu machen. Aktionen, wie der oben angesprochene Protest bei der IG Metall, wurden organisiert.
Ihr Antrag auf eine Betriebsversammlung, der ersten nach über einem halben Jahr, wurde pro Forma angenommen. Allerdings sollen die betroffenen Kollegen erst am kommenden Freitag zusammen kommen – wenn Betriebsrat und Gewerkschaft Fakten geschaffen haben.
Dokumentiert:
Am 10.10. hatte der Betriebsrat die Kollegen per Flugblatt über sein Einknicken informiert.
Kritische Kollegen hatten am 30.9. ihre Sicht der Dinge dargestellt.