"Schülerstreik: voller Erfolg!"
dokumentiert: Pressemitteilung des Schüleraktionskomitees Stuttgarts vom 12. 11. 2008
"Mindestens 8.000 Schülerinnen und Schüler aus Stuttgart und der Region zogen heute in einer lautstarken Demonstration durch die Stuttgarter Innenstadt. Sie waren dem Streikaufruf des Schüleraktionskomitees gefolgt um gegen die Missstände im Bildungsbereich zu protestieren. Ihre Hauptforderungen sind:
die Einstellung von 100.000 LeherInnen bundesweit
eine Klassengröße von höchstens 20 SchülerInnen pro Klasse
die Abschaffung des 8- jährigen Gymnasiums (G8) und des mehrgliedrigen Schulsystems.
Bereits um 7.30 Uhr hatten sich Schülerinnen vor verschiedenen Schulen mit Transparenten und Megaphonen versammelt um ihre Mitschüler über den Streik zu informieren. Anschließend zogen sie zu den benachbarten Schulen und schließlich im Sternmarsch zur Auftaktkundgebung an der Lautenschlagerstrasse. Nachdem die Schüler bereits in den letzen Wochen vielfältige Solidarität von Eltern und LehrerInnen erfahren hatten, war die Reaktion der Rektoren auf dem heutigen Streik sehr gemischt.
Während einige ihre Schüler zu dem Protest ermutigten drohten andere mit Sanktionen. Irini von der Johann-Friedrich von Cotta Schule meinte dazu: „In vielen Fällen wird es sich dabei um leere Drohungen handeln. Sollte es an einer Schule wirklich zu harten Strafen kommen, wird das Schüleraktionskomitee Solidarität organisieren.“
Mit dem Slogan „Wir sind hier wir sind laut weil man uns die Bildung klaut“ oder „Lehrernot und Bildungsklau unsere Antwort heisst Radau“ zogen die SchülerInnen durch die Stadt. „G8 bedeutet extremen Stress für die Schüler. Schon sechst-Klässler haben mittlerweile eine 40-Stunden Woche“, so Firat von der Louis-Leitz Schule. Claudio vom Gottlieb-Daimler-Gymnasium betonte in seiner Rede: „Während angeblich kein Geld für Bildung da ist, wird gleichzeitig Geld für Prestigeobjekte wie Stuttgart 21 aus dem Fenster geworfen.“ Marie vom Lise-Meitner-Gymnasium Böblingen1 wandte sich gegen die Selektion im mehrgliedrigen Schulsystem: „Während 81% der Kinder aus Oberschichtsfamilien eine Empfehlung für das Gymnasium bekommen, erhalten nur 14% der Kinder aus Unterschichtsfamilien solch eine Empfehlung.“ Statt dessen fordert sie: „eine Schule für alle“.
Neben den Schülern sprach auch die Mutter zweier Gymnasiasten, Ursel Beck, die vor einigen Monaten einen offenen Brief gegen die Vergleichsarbeiten an den Kultusminister Helmut Rau geschrieben hat. Viel Applaus erhielt sie für den Zuruf: „Eure Eltern sollten stolz darauf sein, dass ihr für Eure Zukunft kämpft.“ In einem Grußwort betonte auch Erwin Berg von der GEW (Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft), dass die Lehrergewerkschaft hinter den Forderungen der SchülerInnen steht. Bereits im Vorfeld hatte die GEW den Protest tatkräftig unterstützt. Moderatorin Isabelle Edler vom Goldberg-Gymnasium Sindelfingen wies darauf hin, wie entscheidend die Solidarität für die Schüler ist: „Gemeinsam werden wir dafür sorgen, dass unsere Forderungen umgesetzt werden.“ Weitere Grußworte kamen von Bernd Riexinger, verdi- Geschäftsführer Stuttgart, und Tinette Schnatterer für Linksjugend solid, ein kultureller Beitrag kam von Oli Kube.
Der Stuttgarter Streik war Teil eines bundesweiten Streiks. Nach dem heutigen Erfolg steht für das Schüleraktionskomitee fest: der Protest wird weitergehen und sollte die Regierung nicht auf unsere Forderungen eingehen, ist auch ein weiterer Streik in den nächsten Monaten nicht ausgeschlossen.
Aus diesem Grund lädt das Schüleraktionskomitee alle SchülerInnen und Unterstützer zum nächsten Treffen am Mittwoch, den 19.11. um 18 Uhr im Jugendhaus Mitte, Hohestr. 9, Stadtmitte, ein.
Für Nachfragen und weitere Informationen stehen wir ihnen jederzeit zur Verfügung.
Stuttgart, 12. November 2008
Schüleraktionskomitee Stuttgart
info@schulstreik.tk"