Ein Augenzeugenbericht
Ich war bis zum 27. Dezember in Frankreich. Ich habe in einem 20.000-Einwohner-Kaff, das Villefontaine heißt und in der Nähe von Lyon ist, gewohnt und bin auf das Lycée Léonard de Vinci gegangen. In meiner Klasse waren wir knapp 30. Alle waren ziemlich politisiert. Dies hab ich an dem allgemeinen großen Hass auf Sarkozy gesehen.
von Julia, Aachen
Sarkozy und der Ministerpräsident Darcos wollen eine Schulreform durchsetzen, durch die rund 25.000 Stellen gestrichen werden sollen. Außerdem soll es weniger Wahlmöglichkeiten für die SchülerInnen geben. In ganz Frankreich gab es deswegen Proteste. Am 5. Dezember gab es einen Schulstreik unter dem Motto „Lycée vide“ – „leere Schule“. An meiner Schule gab es in der ersten großen Pause um zehn Uhr Kundgebungen auf dem Schulhof, auf denen die Reform erklärt wurde und dazu aufgerufen wurde, vom Unterricht fernzubleiben. Vor der Schule wurden Plakate aufgehangen wie: „Les SES, c’est capital“ (Karl Marx) – „SES (Fach wie Politik/Wirtschaft), das ist Kapital“.
Am Vormittag des 16. Dezember gab es in ganz Frankreich wieder Demos. Um acht Uhr gab es vor meiner Schule Blockaden, durch die niemand in den Unterricht gehen konnte. Gegen neun Uhr wurden diese Blockaden wieder aufgehoben. Wer in den Unterricht gehen wollte, konnte dies nun tun. Doch die Mehrheit wollte zur Demo.
Es gab auch eine Demo in Bourgoin. Zusammen mit den SchülerInnen aus der Umgebung waren wir circa 500. Die Stimmung war am Anfang echt super und während der Demo wurden Sprüche gerufen wie: „Wir haben die Schnauze voll! Von diesen Marionetten, die die Gefängnisse öffnen und die Schulen schließen!“
Auch die Gewerkschaften streikten gegen diese Reform. Deshalb waren auch die Demos ein voller Erfolg! Die Schulreform von Darcos und Sarko wurde verschoben, weil sie sich vor „griechischen Verhältnissen“ fürchteten. Es ist das erste Mal, dass die Sarko-Regierung eine ihrer Reformen verschiebt!