„Wer hat nicht schon davon geträumt, einmal abzuheben und die Welt von oben zu sehen?“ Jeder kann „diesen Traum verwirklichen“, verspricht die Bundeswehr auf ihrer Homepage.
Möglicherweise sieht man allerdings bald die Radieschen von unten… Denn angehende PilotInnen verpflichten sich, wie alle anderen Azubis beim Bund, gleichzeitig acht bis zwölf Jahre lang der kämpfenden Truppe – inklusive mindestens ein Jahr Auslandseinsatz.
von Conny Dahmen, Köln
Vor dem Hintergrund sterbender Soldaten in Afghanistan und Tausender traumatisierter Heimkehrer hatte der Bund in den letzten Jahren dramatische Einbrüche bei den Freiwilligen zu verzeichnen gehabt. Deswegen ist die Truppe tagtäglich auch im Inland unterwegs: bei Ausbildungsmessen (unter anderem beim alljährlichen Girls Day, der vom DGB mitorganisiert wird), in Arbeitsämtern, an Schulen.
Auch in den Schulunterricht selber wird die Bundeswehr einbezogen. Das Schulministerium in Nordrhein-Westfalen ermöglicht es seit letztem Herbst sogar, dass Jugendoffiziere Aus- und Fortbildungsangebote von Lehrkräften und ReferendarInnen organisieren können. PädagogInnen dürfen dann zum Beispiel Seminare zu Themen wie „Terrorismus als Bedrohung des 21. Jahrhunderts“ besuchen.
„Du suchst Zukunft? Wir bieten sie!“, so ein Bundeswehr-Werbeslogan. Was Imagekampagnen nicht schaffen, machen Studiengebühren, Lehrstellenmangel und eine 15 prozentige Jugendarbeitslosigkeit möglich. In den USA stellen Afroamerikaner und Latinos seit Jahren etwa die Hälfte des Militärpersonals, obwohl sie nur ein Drittel der US-Bevölkerung ausmachen.
Hierzulande rekrutieren sich junge Soldaten zu 90 Prozent aus Haupt- und Realschülern, vor allem aus Ostdeutschland (laut Informationsstelle Militarisierung). Bundeswehrwerber sprechen gezielt Hartz-IV-EmpfängerInnen in den ARGEn und Jobcentern an. In einigen ARGEn werden arbeitslose Jugendliche zur Teilnahme an Bundeswehr-Rekrutierungs-Veranstaltungen verpflichtet. Der nächste Schritt, Arbeitslose direkt zur Armee einzuziehen, wird immer wieder von Politikern wie CDU-Verteidigungsminister Franz Josef Jung ins Gespräch gebracht.