Besetzte Fabrik des Motorrollerherstellers Lambretta von Polizei geräumt
Mailänder ArbeiterInnen brauchen internationale Solidarität
Das Committee for a Workers’ International (CWI) erreichte ein dringender Aufruf bezüglich der ernsten Konfrontation zwischen der Staatsmacht und ArbeiterInnen, die in Mailand eine Fabrik besetzt haben.
Am Sonntag, dem 2. August, just an dem Tag, als die landesweiten Sommerferien begannen, stürmten massive Polizeieinheiten in die Fabrik Innse – Heimat des berühmten Motorrollers Lambretta, dessen Produktion mittlerweile so weit runtergefahren wurde, dass es ihn kaum noch gibt. Die Beschäftigten dort hatten das Werk seit gut einem Jahr besetzt. Sie suchten nach Alternativen, um ihre Zeit und den Maschinenpark in der Fabrik anderweitig nutzen zu können. Jetzt hat ein Spekulant das Firmengelände und die Maschinen zum unglaublichen Preis einer mittelgroßen Familienwohnung aufgekauft. Der neue Besitzer erklärte, dass keineR der Beschäftigten mehr gebraucht wird. Alles auf dem Werksgelände Befindliche will er zum eigenen Gewinn verkaufen. Den ArbeiterInnen wurde erzählt, dass während der Ferienzeit nichts geschehen würde. Doch dann fand der Aufmarsch großer und bestens ausgerüsteter Polizeimannschaften statt: Carabinieri, Finanzpolizei (Guardia di Finanza; Erg. d. Übers.) und Schutzpolizei!
Es hatten lediglich 50 KollegInnen dort ausgeharrt, um zu versuchen, ihren Lebensunterhalt zu sichern. In Italien existiert kein wirkliches System der Arbeitslosenhilfe. Werksschließungen und Entlassungen kommen im heutigen Klima mit geringen Aussichten auf alternative Beschäftigungsverhältnisse einem Todesurteil gleich.
Die Gewerkschaft, in der die ArbeiterInnen organisiert sind (Fachbereich der MetallarbeiterInnen innerhalb des Gewerkschaftsverbands CGIL) und die CGIL selbst haben Demonstrationen in der Stadt und Streikposten vor den Fabriktoren organisiert, um die ArbeiterInnen zu unterstützen. Diese bitten nun darum, dass es zu verstärkter Unterstützung in Form von massiven Solidaritätsbekundungen kommt.
In der Mitteilung von FIOM (Mitgliedsgewerkschaft der CGIL; Erg. d. Übers.) heißt es: „Ungeachtet der Sommerferien darf nichts unversucht bleiben, um den ArbeiterInnen bei Innse die Unterstützung und Solidarität aller MetallerInnen zuteil werden zu lassen. Das ist von enormer Bedeutung, weil diese Art von Vorgehen der Polizei ein Zeichen dafür ist, wie die herrschenden Autoritäten sich darauf vorbereiten, mit den ernsten sozialen Spannungen umzugehen, die die Krise hervorbringen wird, wenn im Oktober die Arbeit wieder losgeht.“
Vier Arbeiter und ein Gewerkschaftsvertreter sind am Dienstag, 4. August, in die Fabrik gegangen und auf einen Kran geklettert, der aufgebaut worden war, um mit dem Abbau der Maschinen zu beginnen. Sie wollen die Besetzung mit allen Mittel aufrecht erhalten, bis die Zusage kommt, dass nichts abgebaut und weggeschafft wird.
Genau wie in den ähnlich gelagerten Fällen bei VISTEON, VESTAS, Thomas Cook, Goodyear, Ssangyong wird die Frage der Verstaatlichung, des öffentlichen Eigentums unter der Kontrolle der Beschäftigten und des Plans für alternative Arbeit aufgeworfen.
Wir rufen – vor allem KollegInnen, die in jüngst zu ende gegangenen oder aktuell anhaltenden Kämpfen befindlichen ArbeiterInnen – dazu auf, über das Mailänder Büro der FIOM (Federazione Impiegati Operai Metallurgici) Solidaritätserklärungen an die Arbeiter von Innse zu schicken: fiom.mi@cgil.lombardia.it