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Interview mit Mustafa Efe, Sprecher der „Alternativen Metaller“


 

Mitte März fanden im Berliner Daimler-Werk Betriebsratswahlen statt. Da die BR-Mehrheit die Ausgrenzung jeglicher Opposition in der IG Metall betreibt, traten die kämpferischen, oppositionellen MetallerInnen mit einer eigenen Liste an. Mit Mustafa Efe sprach Johannes Burczyk.

Mehr als 25 Prozent der KollegInnen stimmten für die „Alternative Liste“. Wie bewertest du das Ergebnis?

Das ist ein großer Erfolg. Damit haben wir als kämpferische Richtung gleich beim ersten Anlauf ein Viertel der Belegschaft hinter uns gebracht – und das gegen eine Betriebsratsmehrheit, die alle Freigestellten und den Apparat der IG Metall hinter sich hatte. Unsere Sitze im Betriebsrat konnten wir von drei auf fünf ausbauen. Als einzige Liste legten wir ein Wahlprogramm vor. Unsere zentralen Punkte darin waren und sind: Kampf um jeden Arbeitsplatz und Schluss mit einer Betriebsrats- und Gewerkschaftspolitik, die für die Beschäftigten immer weiteren Verzicht bedeutet, um die Konzernprofite zu sanieren.

Ein deutlicher Unterschied zwischen Eurer Liste und der offiziellen IG-Metall-Liste bestand auch darin, dass für Euch die Selbstaktivität der ArbeiterInnen im Mittelpunkt steht und ihr die Stellvertreterpolitik der Gewerkschaftsführung ablehnt.

Genau. Auch bei einer gestärkten Opposition im Betriebsrat ist es entscheidend, dass sich die Belegschaft selbst aktiv einmischt. Als Fraktion im Betriebsrat werden wir Anträge einbringen können, die die Arbeitsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen verbessern. Wichtig dabei ist der Kampf gegen Verlagerungen und den Umgang des Konzerns mit kranken Kollegen. Aber um die Forderungen auch durchzusetzen – gegen Konzernvorstand und Betriebsratsmehrheit –, müssen wir die Kollegen mobilisieren. Die bisherige Politik der IG Metall führte zu Passivität in der Belegschaft.

Die meisten Aktiven der Alternative sind IG-Metall-Mitglieder, darunter Vertrauensleute. Du selbst wurdest als Delegierter zur Delegiertenversammlung der Berliner IG Metall gewählt. Dennoch werden die kämpferischen Kräfte im Werk aus den Gewerkschaftsstrukturen ausgegrenzt. Was werdet ihr dagegen unternehmen?

Wir sagen ganz klar: Die IG Metall ist unsere Gewerkschaft! Mangelnde Demokratie und bürokratische Manöver gegen kämpferische Mitglieder schaden der IG Metall. Wir werden uns nicht rausdrängen lassen und die Auseinandersetzung um die IG Metall führen. Denn wir brauchen starke Gewerkschaften. Aber wir brauchen Gewerkschaften, die kämpfen!

Betriebsratswahlen bei Daimler

In einer Reihe von Daimler-Werken gibt es oppositionelle Gruppen unter dem Namen „Alternative“. In einem lockeren Zusammenschluss, der „Daimler-Koordination“, findet ein Austausch statt.

In Hamburg erhielt die Liste „Alternative“ 458 Stimmen und konnte so die Anzahl der Mandate von drei auf fünf steigern. Die IG Metall (IGM) verlor ihre Mehrheit im 21-köpfigen Betriebsrat und kam auf zehn Sitze.

In Stuttgart-Untertürkheim kandidierten die „Mettinger Rebellen“ um die Zeitung „Alternative“ nach langen Verhandlungen dieses Mal auf der Liste der IG Metall. In ihrer Fabrik Mettingen erlangte die IGM-Liste 84 Prozent – gegenüber 68,5 Prozent in Untertürkheim. Die Zahl der „Alternativen“ im Betriebsrat verringerte sich allerdings von zehn auf neun Plätze.

Im großen Sindelfinger Werk kam die Liste „Alternative“, deren Gruppe sich erst im Mai 2009 gegründet hatte, auf 627 Stimmen und zog mit einem Kollegen in den Betriebstrat ein.

In Bremen traten die KollegInnen um die „Alternative“ nicht als Liste, sondern im Persönlichkeitsverfahren an. Gestärkt durch Streikmobilisierungen konnten die KandidatInnen ihre Position verbessern. Der Kopf der Bremer „Alternative“, Gerd Kupfer, bekam mit 2.577 Stimmen das zweitbeste Ergebnis.