Über die Twilight Saga
Eine schnulzige Liebesromanze um Liebe, Eifersucht und kein Sex vor der Ehe – ein billiger Taschenroman aus den frühen 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts? Schön wärs, allerdings ist hier die Rede von der 4teiligen Twilight Saga der amerikanischen Autorin und Mormonin Stephanie Meyer.
„Diese komischen Linken haben doch zu allem eine Meinung“ – werden sich viele denken. Bei näherer Betrachtung der schnulzigen Liebesromanze fällt jedoch schnell auf: die Werte, die da vermittelt werden, sind erzkonservativ. Besonders die Rolle der Frau, Bella, erinnert an Propaganda der evangelikalen Jugendbewegung.
Bella, eine unscheinbare 18 jährige Schülerin aus einer idyllischen Kleinstadt, verliebt sich in zwei Männer und muss sich zwischen ihnen entscheiden. Beide Männer umwerben sie und das übliche, soapige Techtelmechtel mit etwas Gruselfaktor nimmt seinen Lauf. Bella wird als loyales, schüchternes Mädchen auf ihrem Selbstfindungspfad dargestellt und hier rutscht das Ganze in ein Loblied auf gute, alte, konservative Werte ab. Die Geschlechterrollen sind klar verteilt, Bella ist die unmündige, jungfräuliche und deshalb hilflose Maid und die Männer sind starke Alphatiere, die ihre Maid mit ihrem Leben beschützen. Die Beziehung zwischen Bella und Edward ist besonders „rein“, denn sie bleiben bis zu ihrer Hochzeit keusch und schwören sich ewige Liebe und Treue.
Das erschreckende an der Twilight-Saga ist ihr Einfluss: Millionen von Mädchen und jungen Frauen schauen sich die Filme an und haben bereits die Bücher gelesen. Viele können sich mit Bella identifizieren und der Wunsch nach der großen Liebe ist ganz sicher nicht verwerflich. Aber Twilight zeigt nicht den Weg dahin, sondern propagiert ein Frauenbild des vorletzten Jahrhunderts.
Ongoo