Hohe Eintrittspreise und Abholzung von städtischem Wald
Seit Januar regt sich Widerstand gegen die geplante Erweiterung des Rostocker Zoos mit dem Bau eines Museums zur Evolution mit integriertem Affenhaus unter dem Namen Darwineum.
von Marén Wiese, Rostock
Dass es sich hier nicht um ein besonderes Engagement für die Menschenaffen des Zoos handelt, sondern ein Prestigeprojekt ist, zeigen auch die bisher genannten Kosten. Diese liegen momentan bei 26 Millionen Euro, wovon 22 Millionen Euro über EU-Fördermittel für das Land Mecklenburg-Vorpommern kommen. Der Restbetrag und alle Kosten, die jetzt noch anfallen, sollen von der Stadt getragen werden.
Schon jetzt wurde die Erhöhung der Eintrittspreise von derzeit 11,50 Euro für Erwachsene auf 14 Euro angekündigt. Kinder ab drei Jahren müssen sogar schon sechs Euro bezahlen. Das bedeutet für viele Familien in Rostock und im Umland, dass ein Besuch im Zoo gar nicht mehr oder nur noch sehr sehr selten möglich ist.
Ein weiterer Grund für den Unmut bei vielen Leuten ist die Lage des Darwineums. Es soll außerhalb des bisherigen Zoogeländes (bisherige Fläche des Zoos: 370.000 Quadratmeter) entstehen und 20.000 Quadratmeter umfassen. Dafür sollen aber 100.000 Quadratmeter des angrenzenden innerstädtischen Barnstorfer Waldes geopfert werden. Diese kleine Oase in der Stadt ist beliebt bei Sportlern, aber auch bei Familien, die einfach ein wenig Natur genießen wollen. Auf dem Grundstück, das jetzt für die Erweiterung des Zoos genutzt werden soll, stehen 150 Jahre alte Buchen.
Ja zum Affenhaus – Nein zum Darwineum
Viele Menschen fühlten sich auch irgendwie betrogen. Jahrelang wurden zusätzlich Spendengelder geworben, um ein neues Affenhaus zu bauen. Laut Zoo sind es bis dato 1,1 Millionen Euro. Über den Ort des Darwineums wurde dagegen kaum etwas bekannt. Ursprünglich hieß es das neue Affenhaus solle auf dem bisherigen Zoogelände entstehen.
Während sich in der Bürgerschaft die Mehrheit völlig unkritisch pro Darwineum äußert, forderte die SAV-Abgeordnete Christine Lehnert (die Anfang des Jahres in DIE LINKE eingetreten ist) den sofortigen Baustopp und öffentliche Versammlungen in den Stadtteilen. Das trifft auch den Nerv von Anwohnern, von denen sich einige zu einer Bürgerinitiative zur Rettung des Barnstorfer Waldes zusammengefunden haben.
Die verschiedenen Positionen wurden auf eine von der Ostsee-Zeitung organisierten Veranstaltung deutlich. Es kamen über 400 Menschen. Die Stimmung heizte sich im Laufe der Veranstaltung auf, weil Anwohner und SportlerInnen oder aber auch kritische AktivistInnen aus der LINKEN beziehungsweise SAV sich gegen das Prestigeprojekt stellten, während sich Politiker aus dem Rathaus sowie Unternehmer und einige Professoren dafür ins Zeug warfen. Für die Befürworter wird der Zoo durch das Darwineum ein touristischer Anziehungspunkt und ist wichtig für die Bildung. Aber wer kann sich dann diese Bildung noch leisten?
Ein Zoo für alle…
Es gäbe eine Alternative: ein neues Affenhaus auf dem bisherigen Gelände. Die Eintrittspreise werden gesenkt. Dafür lohnt es sich auch zu kämpfen. Allerdings setzt die Bürgerinitiative derzeit noch auf ein bloßes Sammeln von Unterschriften für ein Bürgerbegehren. Eine Verbindung zu von Sozialkürzungen Betroffenen wäre wünschenswert.