Charité-Beschäftigte machen mobil

Lohnplus von 300 Euro pro Monat gefordert


 

2006 konnte die Belegschaft des größten Uniklinikums von Europa dank eines zweiwöchigen Ausstands das Spardiktat des Berliner Senats durchkreuzen. Trotzdem liegen die Gehälter der 13.000 KollegInnen immer noch unter dem Bundesniveau. So liegen die mittleren Einkommen 14 Prozent unter denen in vergleichbaren Krankenhäusern. Deshalb werden jetzt – zum 300. Geburtstag der Charité – 300 Euro mehr verlangt.

Am 15. März gab es einen ersten Warnschuss Richtung Arbeitgeber. Von 6 bis 18 Uhr war so gut wie jede Abteilung an allen drei Standorten Mitte, Wedding, Steglitz vom Warnstreik erfasst, insgesamt beteiligten sich über 2.000 Beschäftigte.

Erfolgreicher Warnstreik

Überall verlängerten sich die Wartezeiten für die PatientInnen eklatant. Eine Notfallversorgung war aber garantiert. Schon am Morgen versammelten sich Hunderte von Beschäftigten vor dem Eingang des Bettenhochhauses auf dem Campus Mitte zu einer Auftaktkundgebung. Nachmittags gab es erneut Versammlungen vor den Einrichtungen, Redebeiträge und einen Demozug.

Am Protest beteiligten sich auch Kolleg-Innen der vom „rot-roten“ Senat ausgegliederten und teilprivatisierten Charité Facility Management GmbH (CFM). Die rund 2.150 Beschäftigten haben momentan überhaupt keinen Tarifvertrag. Die CFM weigert sich seit 2006, einen Tarifvertrag zu vereinbaren. Darum mobilisiert ver.di innerhalb des laufenden Charité-Konflikts auch die Beschäftigten der CFM für einen Tarifvertrag.

Urabstimmung

Nachdem die Arbeitgeber – nach über vier Monaten Verhandlungen – lediglich anboten, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten bis 2017 „anzupassen“ und die Gehälter ab Juli nur um zwei Prozent (aufs Jahr gerechnet ein Prozent) ansteigen zu lassen, zog ver.di die Reißleine und leitete die Urabstimmung ein. „Die Sturheit des Arbeitgebers ist eine offene Aufforderung zu einem unbefristeten Vollstreik an der Charité“, so Carsten Becker, Vorsitzender der ver.di-Betriebsgruppe.

Die Kürzungen, die Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) letztes Jahr beschloss (konkret die Streichung des Teuerungsausgleichs für die sogenannten Basisfallwerte im Finanzierungssystem), werden die Charité 2011 geschätzte 18 Millionen Euro kosten. „Nicht umsonst haben die Beschäftigten einen Fotobesuch von Rösler am 15. März vereitelt und ihn in die Flucht geschlagen“, meinte Carsten Becker.