Für den Erhalt aller Jugendclubs
Der Jugendclub Linse in Berlin-Lichtenberg, eines der letzten alternativ-linken Jugendzentren der Stadt, steht vor dem Aus. Der kirchliche Träger des Clubs, die Sozialdiakonische Jugendarbeit e.v. (SozDia), ist drauf und dran, das auf Band- und politisch-kreativer Bildungsarbeit basierende Konzept der Linse Schritt für Schritt auszuhöhlen. Im Zuge dessen wurde auch der langjährige Club-Leiter entlassen und mit Hausverbot belegt.
von Jakob Treptow, Berlin
Statt das von den Jugendlichen, Ehrenamtlichen und MitarbeiterInnen entwickelte Konzept mit zu verwirklichen, wird nun nach jahrelangem Desinteresse seitens der SozDia probiert, genau dieses zu verhindern.
Softe Jugendarbeit mit christlichen Werten
Auch wenn sich der Träger bezüglich eigener Vorstellungen bisher bedeckt hält, liegt es nahe, dass ein Jugendclub gewünscht ist, der innerhalb der Woche softe Jugendarbeit mit christlichen Werten anbietet und am Wochenende mit lukrativen Veranstaltungen die Kassen füllt.
Der Jugendhilfeausschuss des Bezirks zeigt in diesem Prozess überhaupt kein Profil. Um kein politisches Aufsehen zu erregen, soll ein Dialog zwischen Club und Träger das Problem lösen. Dass es sich bei diesem Konflikt nicht um einzelne Personal- oder Konzeptentscheidungen handelt, sondern um die Willkür, mit der ein freier Träger Ideen durchsetzt, wird dabei bewusst ignoriert. Verwunderlich ist das nicht angesichts der Tatsache, dass der Geschäftsführer der SozDia als Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung entscheidenden Einfluss auf Jugendamt und Co. hat.
Kein Einzelfall
Mit diesen Problemen ist die Linse kein Einzelfall. Vielmehr zeigt dieser Prozess, wie die Idee der Privatisierung völlig gescheitert ist. Geld für Jugendarbeit ist immer noch nicht genügend da und die Mitsprache der Kommunen/Bezirke ist auf ein Minimum reduziert. Genau deshalb gilt es für die Linse, sich berlinweit mit anderen Jugendclubs zusammenzutun, beispielsweise mit den letzten kommunalen Einrichtungen, die nun privatisiert werden oder den von Schließungen bedrohten Clubs in Mitte.
Darüber hinaus müssen Bündnisse mit linken Gruppen wie Linksjugend [solid], der Antifa oder Jugend verschwindet geschlossen werden, um so den Druck auf die Heuchler in den Bezirksgremien zu erhöhen und die Logik des Sparzwangs zu durchbrechen.
Klare Forderungen wie die Rekommunalisierung aller Jugendeinrichtungen bei bedarfsgerechter Finanzierung und Verwaltung durch MitarbeiterInnen, Jugendliche, Ehrenamtliche müssen mit einem Konzept, wie man den Widerstand offensiv organisieren kann, verknüpft werden.