Widerstand gegen miese Arbeitsbedingungen und Löhne nimmt zu
1.100 Beschäftigte an drei der sieben Standorte von Amazon Deutschland sind am 14. Mai für einen Tag in den Streik getreten. Sie wollten damit ihrer Forderung Nachdruck verleihen, dass amazon in die Tarifbindung des Einzel- und Versandhandels geht. Durch die entsprechenden höheren Löhne, Zuschläge, Urlaub- und Weihnachtsgeld würden Beschäftigte im Jahr rund 9.000 Euro mehr verdienen, so die Dienstleitungsgewerkschaft ver.di. Außerdem wäre dies gesichert, während amazon heute nach eigenem Gusto zahlt.
von einer amazon-Aktivistin,
“Fünf Jahre lang hat Amazon hier in Bad Hersfeld keine Lohnerhöhung bezahlt,” empört sich ein Mitarbeiter. “Erst als ver.di kam und als wir angefangen haben, uns zu organisieren, gab es Lohnanpassungen.”
„Amazon orientiert sich an dem, was in einer Region gezahlt wird, dann legen sie noch drei Cent drauf, damit sie über dem Durchschnitt sind“, erklärt Heiner Reimann, Streikleiter in einem Interview.
Hinzuzufügen wäre noch: amazon sucht sich gezielt strukturschwache Regionen aus, fegt dort den Arbeitsmarkt fast leer, vom Hartz IV-Bezieher bis zur 60jährigen Langzeitarbeitslosen. Alle sind froh, dass sie Arbeit gefunden haben. Das Arbeitsamt hilft bei der Rekrutierung und gibt noch Eingliederungsbeihilfen obendrauf.
Der große Anteil an befristeten Arbeitsverträgen, die teils über zwei Jahre immer wieder verlängert werden, trägt auch zur Unsicherheit bei. Selbst Arbeitsverträge für einen Tag habe es schon gegeben, berichteten KollegInnen.
Umso erstaunlicher, dass so viele den Mut gefasst haben, am Streiktag vor dem Tor zu bleiben und sich die verdi-Streikausrüstung abzugreifen: Weste, Trillerpfeife, Fahne und Regenschirm.
Mindestens ebenso ärgerlich wie die niedrigen Gehälter sind für die amazon-KollegInnen die rüden Umgangsmethoden durch das Management und die Arbeitsbedingungen, als da wären: kilometerlange Laufwege (25 km am Tag bei den Pickern) , schlechte Luft – im Sommer fallen reihenweise KollegInnen um, ständige Überwachung ; wer zu lange steht, bekommt via Handscanner eine Aufforderung weiterzuarbeiten, reduzierte Pausenzeiten durch lange Wege und langwierige Staus bei den Sicherheitsschleusen.
Die Amazonier fordern Respekt und anständige Arbeitsbedingungen
Auch sonst fällt amazon negativ auf: man lässt sich millionenfach mit Subventionen aus öffentlichen Töpfen hofieren, hat aber die Holding-Gesellschaft in Luxemburg angesiedelt und zahlt niedrige Steuersätze in den Niederlanden.
Der erste Streiktag war eine Art Generalprobe und sollte ein Auftakt für einen Erzwingungsstreik sein, der sich noch Monate hinziehen wird. Auch ver.di ist entschlossen, bei amazon als Branchenprimus Fuß zu fassen, da das negative Beispiel sonst Schule machen würde.