Vorbemerkung: Manfred Jansen hat zuerst als Vertrauensleutevorsitzender, dann als Betriebsratsvorsitzender eines Stuttgarter Metallbetriebes gemeinsam mit seinen Kollegen jahrelange Erfahrungen im Kampf gegen Massenentlassungen und gegen die Zerschlagung des Betriebes gesammelt. Der Kampf war am Ende erfolgreich. Dass der Autor beim Schreiben seines Romanes von seiner eigenen Geschichte inspiriert wurde, ist unübersehbar. Aber auch Erfahrungen anderer KollegInnen aus anderen Betrieben sind eingeflossen.
von Wolfgang Hänisch
Die Welt der Warenproduktion ist das große Mysterium der bürgerlichen Gesellschaft. Gebirge von Waren begraben die Konsumenten unter sich – die Produzenten dieser Waren und die Umstände, unter denen sie leben und arbeiten, bleiben aber praktisch unsichtbar.
Medial und gesellschaftlich sind sie nicht präsent.
Manfred Jansen reißt mit seinem Buch „Ihr seid Träumer – sagte der Traum“ diesen Schleier des Schweigens weg und macht den Blick frei auf die Lebenswirklichkeit der Menschen, die mit der Profitproduktion den Lebensnerv der kapitalistischen Gesellschaft ausmachen.
Er beschreibt über zehn Jahre hinweg den Kampf der dreihundertköpfigen Belegschaft eines Metallbetriebs in Stuttgart: Gegen Massenentlassungen, die Zerschlagung bzw. Schließung des Betriebs, gegen den Angriff auf tarifliche Rechte.
Die Arbeiterklasse nicht als leidende, sondern als aktiv kämpfende Klasse.
Die große Stärke seines Buchs ist die detailgenaue Schilderung der Bewusstseinsentwicklung in Belegschaft, Betriebsrat und Vertrauenskörper, der über die Jahre zu einer großen Entschlossenheit, Kampfbereitschaft und Selbstvertrauen der Belegschaft führt.
Die Kampfaktionen der Belegschaft, die in ihrer Intensität und Massenhaftigkeit für hiesige Verhältnisse überaus ungewöhnlich sind, fallen eben nicht vom Himmel, sondern sind das Ergebnis dieser jahrelangen systematischen Kleinarbeit und Auseinandersetzung – das wird bei der Lektüre überdeutlich.
Diese Auseinandersetzungen verlaufen auch nicht geradlinig, sondern schwankend, zwischen Konfrontation und (Beinahe) Kapitulation.
Manfred Jansen gelingt damit ein wichtiger Beitrag zur Beschreibung des Bewußtseinsstands der Arbeiterklasse.
Das „Geheimnis“ des Erfolgs ist, so der Autor, die Frage „des Standpunkts, der Weltanschauung“, die die „Führung“ hat, „es ist eine politische Frage.“
(S. 566) : Standortkonkurrenz oder solidarische Auseinandersetzung und Zusammenarbeit auch und gerade mit den Belegschaften konkurrierender Betriebe, Ehrfurcht vor der „unternehmerischen Entscheidung“ und den wohlfeilen Konzepten ( Interessensausgleich, Sozialplan, Beschäftigungsgesellschaft) der Co-Manager oder Mobilisierung der Belegschaft zur eigenständigen Vertretung ihrer Interessen – je nachdem, welche Antworten auf diese Fragen gegeben werden und wie die Auseinandersetzung darum in der Belegschaft organisiert wird, ist ein Erfolg möglich oder führt der Weg in die Niederlage.
Das Buch kann unter der e-mail Adresse buchmj@t-online.de bestellt werden und kostet 16 € plus 2,40 € Versandkosten.