Autokonzerne drehen trotz Absatzrekorden erneut an der Kostenschraube
Laut einem Bericht des Manager-Magazins will Daimler bis 2020 weitere 3,5 Milliarden Euro pro Jahr einsparen. Bereits mit dem aktuellen Programm „Fit for Leadership“ werden bis Ende dieses Jahres in der Pkw-Sparte zwei Milliarden Euro gekürzt. Auch andere Autokonzerne wollen weiter an der Kostenschraube drehen.
von Daniel Behruzi, Frankfurt am Main
VW-Chef Martin Winterkorn hatte zuvor „schmerzhafte Einschnitte“ bei der Kernmarke VW angekündigt, die jährlich fünf Milliarden Euro bringen sollen. Bis 2018 will er die Konkurrenten Toyota und General Motors von der Weltmarktspitze verdrängen.
Mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten haben die neuen Rationalisierungsprogramme der deutschen Autohersteller nichts zu tun. Im Gegenteil: Daimler, BMW und Volkswagen eilen von Rekord zu Rekord. So hat Daimler allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 783.520 Mercedes-Pkw und damit 12,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum verkauft.
Auch der Konkurrent BMW peilt ein weiteres Rekordjahr an. Im ersten Halbjahr haben die Münchner ihren Absatz um fast sieben Prozent auf über eine Million Fahrzeuge gesteigert. VW ist ohnehin seit Jahren auf Wachstumskurs. 2014 sollen erstmals mehr als zehn Millionen Fahrzeuge vom Band laufen.
VW: Rendite verdreifachen
„Aber Volumen ist nicht alles“, schrieb VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh dazu in der Betriebsratszeitung „Mitbestimmen“: „Es geht auch um Wirtschaftlichkeit.“ Die Belegschaft habe das „längst verstanden“. Das sehe man beispielsweise daran, „dass Kolleginnen und Kollegen dazu bereit waren, den Urlaub zu verschieben, damit auch im Werksurlaub Autos produziert werden können“.
Totale Flexibilität im Interesse der Produktions- und Profitmaximierung also. Den Konzernlenkern reicht das aber nicht. Sie wollen die Umsatzrendite der Marke VW bis 2017 auf sechs Prozent verdreifachen. Im ersten Halbjahr soll diese unter zwei Prozent gelegen haben. Deutlich höher sind die Margen im „Premiumsegment“. So hat VW mit seiner Nobelmarke Audi 2013 eine Rendite von 10,1 Prozent eingefahren.
Auch Mercedes will die Nr. 1 werden
Auf dieses Niveau will auch der Rivale Mercedes kommen (derzeit liegt die Rendite bei acht Prozent). Deshalb soll die Daimler-Spitze bis 2020 weitere Einsparungen von jährlich 3,5 Milliarden Euro planen. Die Fixkosten sollen um etwa zwei Milliarden Euro gesenkt und die restlichen 1,5 Milliarden im Modelletat gespart werden. Hinzu kommt ein Kürzungsprogramm in der Lkw-Sparte, das bis Ende dieses Jahres 1,6 Milliarden Euro bringen soll. Und auch im firmeneigenen Vertriebsnetz setzt Daimler-Boss Dieter Zetsche den Rotstift an. Die 33 Niederlassungen mit insgesamt rund 15.000 Beschäftigten werden in regionalen Verbünden zusammengefasst, wodurch 340 Stellen in der Verwaltung überflüssig werden sollen. Zudem sollen Teilbetriebe verkauft werden, wovon etwa 1.500 Beschäftigte betroffen wären. Ende April hatten mehr als 4.000 Mitarbeiter der Daimler-Niederlassungen vor der Stuttgarter Konzernzentrale gegen die Pläne demonstriert.
BMW will bezahlte Pausen einschränken
Protest gab es auf einer Betriebsversammlung von BMW in München. Dort will das Unternehmen eine Einschränkung bezahlter Brotzeitpausen durchsetzen.
Im Werk Dingolfing hat die Beschäftigtenvertretung allerdings bereits Einschnitte akzeptiert. Einem Bericht des Münchner „Merkur“ zufolge wird künftig nur noch ein Teil der Pausen bezahlt. An den deutschen Standorten wolle der Konzern auf diese Weise jährlich 100 Millionen Euro sparen.
Anhang: Co-Manager des Monats: Bernd Osterloh
Nibelungentreue in Wolfsburg: Der VW-Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh lobt und fördert die Bereitschaft der ArbeiterInnen zu Sonderschichten und Urlaubsverschiebung. Die Meldungen über Absatzrekorde dürften nicht den Blick auf bestehende Probleme verstellen. In der Betriebsratszeitung „Mitbestimmen“ erklärte er: „Es besteht Handlungsbedarf, um das Ziel, die Nummer eins der Weltautoindustrie zu werden, zu erreichen.“