ver.di Jugend startet Kampagne zu den Tarifrunden
Gierig! Dreist! Überzogen! Unerhört! Utopisch! Unbezahlbar! – Worte die häufig von Arbeitgebern fallen, wenn es um Tarifforderungen Auszubildender geht. Doch die ver.di Jugend kommt dem zuvor. Mit der Kampagne „Besser unbequem“ machen sich Auszubildende stark gegen Phrasendrescherei vom Arbeitgeber.
von Nino Berkhan, Hamburg
Immer mehr Auszubildende beklagen, dass sie zu wenig Ausbildungsgehalt bekommen. So sagen laut „DGB-Jugend Ausbildungsreport 2014“ gerade einmal fünfzig Prozent der Befragten, dass sie von ihrem Ausbildungsgehalt ohne weitere Unterstützung leben können. 27 Prozent der Auszubildenden gaben gar an, dass sie ohne finanzielle Unterstützung (zum Beispiel durch Eltern, Nebenjob oder staatliche Unterstützung) nicht einmal ihre Grundversorgung wie zum Beispiel Miete und Nahrungsmittel zahlen können. Bei vielen Auszubildenden fallen außerdem zusätzlich Fahrtkosten von durchschnittlich 644 Euro im Jahr an, nur bei etwa 15 Prozent der Betroffenen gibt es eine tarifvertragliche Regelung zur Übernahme der Kosten.
Im Onlineberatungsforum „Dr. Azubi“ schildern viele Auszubildende, dass die Anforderungen an sie zu hoch sind und sie unter einer sehr großen Arbeitsbelastung leiden. Etwa sechzig Prozent der Befragten wussten zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht, ob sie nach der Ausbildung übernommen werden. Von den knapp dreißig Prozent der Zusagen auf Übernahme für Auszubildende sind etwa ein Drittel auf ein Jahr befristet.
Unbefristete Übernahme!
Eine unbefristete Übernahme von Auszubildenden in die Betriebe ist wichtig. Dass zeigt sich zum einen im Personalnotstand im Bereich der Kommunen und des Bundes und zum anderen ist es für junge Menschen extrem wichtig für die Lebensplanung (zum Beispiel, wenn es um das Mieten der ersten eigenen Wohnung geht). Bislang ist die Forderung nach unbefristeter Übernahme in den Tarifverträgen häufig zurückgetreten oder an Bedingungen geknüpft gewesen. In der aktuellen Tarifrunde wird die „unbefristete Übernahme nach erfolgreicher Ausbildung im erlernten Beruf“ gefordert, ein Durchsetzen dieser Forderung ist besonders wichtig und sollte nicht wieder hinten angestellt werden!
Um die Qualität der Ausbildung zu gewährleisten und um die Auszubildenden nicht zu überlasten bedarf es einer demokratischen Kontrolle der Lehr- und Praxispläne durch Gewerkschaften, Auszubildenden-Vertretungen und LehrerInnen.
ver.di Jugendtarifbewegung
Die ver.di Jugend startete dieses Jahr eine Kampagne unter dem Titel „Besser unbequem“ in der sie klar macht, dass die Auszubildenden die „Zukunft im öffentlichen Dienst und in den Unternehmen“ sind. Wenn es nach dem Arbeitgeber geht, sollen die Auszubildenden „jeden Cent umdrehen“ und auch noch ihre „Ausbildungsmittel selber bezahlen“. Deshalb ist es gut und wichtig, dass die ver.di Jugend fordert, was ihnen zusteht! „Wir halten nicht mehr still. Wir sind über 100.000 junge Menschen. Und wir sind unbequem.“, schreiben sie auf ihrer Kampagnen-Webseite besser-unbequem.de. Es gab bereits in vielen Städten Aktionen wie zum Beispiel Fotokampagnen bei denen Auszubildende Schilder mit den Worten „Gierig!“ „Dreist!“ „Überzogen!“ „Unerhört!“ „Utopisch!“ „Unbezahlbar!“ hoch hielten und diese dann in den sozialen Medien teilten. Die Kampagne versucht die Kämpfe Auszubildender miteinander zu verbinden und sie gegen Phrasendrescherei vom Arbeitgeber zu stärken.