Was will das Sporthallen-Volksbegehren in Berlin?
Weiterhin sind mehr als zehntausend Flüchtlinge in Berlin in Sporthallen untergebracht. Nun werden von zahlreichen Sportvereinen Unterschriften gegen diese Form der Unterbringung gesammelt.
von Holger Dröge, Berlin
Durch die Belegung von Sporthallen sind tausende SportlerInnen in den letzten Monaten nicht in der Lage gewesen normal zu trainieren. Auch in meinem Verein sind mehr als achthundert Mitglieder von eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten betroffen.
Ziel der Unterschriftensammlung ist eine Änderung des Allgemeinen Gesetzes zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung in Berlin. Neu geregelt werden soll, dass Sporthallen nur noch im Katastrophenfall beschlagnahmt werden sollen. Für die Unterbringung von Flüchtlingen soll auf vorhandene und geeignetere Objekte zurückgegriffen werden.
Klare Ansage gegen Rassismus
Gestartet wurde das Volksbegehren von sieben Berliner Sportvereinen. Alles Vereine mit vielen migrantischen SportlerInnen und wichtigen Projekten zur Unterstützung von Flüchtlingen.
Deutlich wird daher in der Erklärung zum Beginn des Volksbegehrens festgehalten: „Wir wollen ein Zeichen setzen, dass nicht weiter Schüler, Flüchtlinge und Sportler gegeneinander ausgespielt werden.“ Und weiter: „Wir sind für eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen. Die dauerhafte Unterbringung von Flüchtlingen in Massenunterkünften wie Sporthallen ist nicht menschenwürdig.“
Anfangs hatten rechte Kräfte versucht das Thema zu instrumentalisieren. Ein Teil der UnterstützterInnen kommt aus der CDU, die mit Sozialsenator Czaja verantwortlich für die Situation in Berlin ist. Doch mit der klaren Ansage der Initiatoren des Volksbegehrens wurden rassistische Kräfte zurückgewiesen.
Geeignetere Lösungen
Es stimmt, dass die Zahl der Flüchtlinge in Berlin stark gestiegen ist und das in einer Stadt, in der schon zehntausende preiswerte Wohnungen fehlen. Doch diese Probleme sind hausgemacht: Öffentliche Wohnungsunternehmen und ein Großteil der Unterbringung von Flüchtlingen wurde seit 2002 privatisiert. Auch wurden zahlreiche Vorschläge zur Bereitstellung von Gebäuden als Notunterkünfte zurückgewiesen und stattdessen massiv auf die Unterbringung in Sporthallen gedrängt. Das galt als billig und vor allem macht es nicht nötig sich mit privaten Investoren anzulegen, deren hochpreisige Wohnungen in Berlin zu tausenden leerstehen.
Gemeinsam leben
Sport kann eine wichtige Rolle im Zusammenleben von Neu- und AltberlinerInnen spielen. Doch dazu gehört, dass Sporthallen genutzt werden können und dass Zuschüsse an Sportvereine unbürokratisch ausgezahlt werden. Dazu gehört aber auch die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen in Wohnungen, statt der Aufbau von zentralen Großlagern. Wir setzen uns für gemeinsames Wohnen, Arbeiten und Freizeitgestaltung statt Spaltung ein.
Holger Dröge ist Jugendwart der Abteilung Leichtathletik des ASV Berlin und Mitglied der SAV Bundesleitung