Wie wir den Aufruf zum generationenübergreifenden Klimastreik zum Erfolg machen können
Dieser Text wurde auf einem Flyer auch während den Fridays for Future Protesten in Aachen am 21.6. verbreitet
Für den 20. September rufen Greta Thunberg und andere Organisator*innen der Fridays For Future-Bewegung (FFF) dazu auf mit „Nachbarn, Kollegen, Freunden und Familien auf die Straße zu gehen, […] damit dies ein Wendepunkt in der Geschichte wird.“ Denn: „Um alles zu verändern, brauchen wir alle. Es ist Zeit für uns alle, massenhaften Widerstand zu leisten.“ Das ist richtig und notwendig. Denn die etablierten Parteien handeln selbst nach Monaten von wöchentlichen Protesten nicht ausreichend gegen den Klimawandel. Warum? Sie vertreten die Interessen der großen Konzerne, von Klimakillern wie RWE und Co., deren Profite auf der Ausbeutung von Umwelt und Mensch basieren. Im Kampf gegen die Zerstörung unseres Planeten müssen wir uns mit diesen Konzernen und ihren politischen Handlangern anlegen und das System, das sie repräsentieren überwinden.
Macht der Beschäftigten
Der Druck der wöchentlichen FFF-Streiks konnte bisher aber noch keine reale Verbesserung erkämpfen. Ein Aufruf zum Widerstand über die Jugend hinaus geht in die richtige Richtung, die Bewegung zu verbreitern und den Druck zu erhöhen. Eine zentrale Rolle in diesem Kampf können dabei Arbeiterinnen und Arbeiter spielen. Sie sind es, die die Gesellschaft am Laufen halten und die den Reichtum produzieren. Und sie sind es auch, die die Gesellschaft wirklich lahm legen können und die Konzerne an ihrer empfindlichsten Stelle treffen können: ihren Profiten.
Umweltbewegung und Gewerkschaften
Deshalb sollte die Umweltbewegung explizit die Gewerkschaften dazu auffordern, am 20.9. ebenfalls Streiks in den Betrieben zu organisieren. Gemeinsame Forderungen sollten deutlich machen, dass zwischen Klimarettung und guten Arbeitsplätzen kein Widerspruch besteht. Die einzige konkrete Forderung im Aufruf von Greta & Co., den Anstieg der Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, gibt noch keine Vorstellung, wie das genau von wem erreicht werden könnte. Jedoch muss man konkret ein Programm aufstellen, welches keine Zweifel daran lässt wie und auf wessen Kosten der Klimawandel gestoppt werden soll. Die vorhandenen und notwendigen Vorschläge der Umweltbewegung, wie zum Beispiel den schnellen Ausstieg aus der Braunkohle sollte man zum Beispiel mit Forderungen nach Arbeitsplatzgarantie bzw. Ersatzarbeitsplätzen für alle betroffenen Beschäftigten bei vollem Lohnausgleich und drastischer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich verbinden. So kann die von den Herrschenden geschürte Spaltung zwischen Arbeiter*innen und Umweltbewegung überwunden werden. Dass Teile der Gewerkschaftsführungen diese Arbeit-vs.-Klima Logik teilweise sogar mitmachen, bedeutet, dass man sich nicht nur an die Spitzen der Gewerkschaften richten sollte, sondern auch direkt Verbindungen zu denjenigen Kolleginnen und Kollegen an der Basis aufnehmen sollte, die mit den Aktionen und Forderungen von Fridays For Future sympathisieren und sich dafür in den Gewerkschaften stark machen wollen. So gibt es mittlerweile einen Aufruf von Basisgewerkschafter*innen zur Unterstützung des globalen Streiktags am 20.9.
Gemeinsame Mobilisierung
Die lokalen Fridays for Future-Gruppen könnten offene Briefe an örtliche Gewerkschaftsstrukturen richten und Treffen von gewerkschaftlichen Gremien besuchen, um die Unterstützung der Proteste einzufordern. Man könnte zu Veranstaltungen einladen, auf denen man gemeinsame Forderungen diskutiert und die Mobilisierung zu den Protesten plant. In diesem Sinne sollten im Gegenzug Aktive aus Gewerkschaften und Gewerkschaftsjugenden auf die lokalen FFF-Gruppen zugehen und in den Gewerkschaften für eine Unterstützung und Beteiligung am 20.9. werben. Ein gutes Beispiel ist das der GEW Köln, welche zu den Protesten am 21. Juli in Aachen mit aufgerufen hat und den Lehrer*innen nahegelegt hat, Exkursionen zu organisieren. Auch auf dem geplanten Fridays-For-Future Sommerkongress vom 31. Juli bis 4. August in Dortmund sollte ein zentraler Bestandteil der Diskussionen sein, wie man den Schulterschluss mit den Beschäftigten vor Ort organisieren kann.
Socialist Change not Climate Change
Wenn wir den Klimawandel nachhaltig aufhalten und umkehren wollen, brauchen wir ein anderes Wirtschaftssystem. Der Kapitalismus basiert auf privater Konkurrenz und Profitmaximierung. Mensch und Umwelt werden dem Profit geopfert. Einen grünen Kapitalismus kann es nicht geben. Deshalb bieten auch die Grünen in Wirklichkeit keine Lösung für den Klimawandel. Dieses System bedroht nicht nur Existenz des Planeten so wie wir ihn kennen, sondern auch die soziale Existenz der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung, durch Kriege und imperialistische Ausbeutung, durch steigende Mieten und unzureichende Löhne, durch Privatisierungen und Sozialkürzungen. Der enorme Reichtum, den die arbeitende Mehrheit schafft, liegt in den Händen einer kleinen Minderheit. Dabei könnte dieser Reichtum in Kombination mit den vorhandenen technischen Möglichkeiten die Grundlage für ein Wirtschaftssystem sein, welches die Bedürfnisse von Mensch und Umwelt in den Mittelpunkt rückt. Dazu müssten die großen Banken und Konzerne in Gemeineigentum überführt werden. Unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung der Beschäftigten und in Kooperation mit Umwelt- und Verbraucherverbänden könnte die Produktion nachhaltig umgestellt und langfristig geplant werden, ohne dass das zu Lasten der Arbeiter*innen geht.
Das wäre eine sozialistische Demokratie. Um Unterstützung für diese Idee zu gewinnen und Kämpfe gegen Klimawandel, gegen Diskriminierung, für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, für ein Bildungssystem ohne Sozialauslese und Leistungsdruck etc. mit dem Kampf für eine sozialistische Veränderung der Welt zu verbinden, muss eine starke sozialistische Kraft aufgebaut werden. Diese Idee trägt die SAV in Gewerkschaften, soziale Bewegungen und die Partei DIE LINKE. Mach mit!
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