Gemeinsamer Kampf für Tarifbindung und gute Löhne im Handel

Streikdemo in Karlsruhe

In der Tarifrunde im Groß-, Außen- und Einzelhandel laufen seit einigen Wochen Warnstreiks, je nach Region von unterschiedlicher Intensität und Dauer.

Von Thies Wilkening, Hamburg

In Hamburg streikten am 25. und 26. Juni 500 Beschäftigte von Versand- und Einzelhandelsunternehmen, in NRW kamen am 24. Juni 2000 Kolleg*innen zu einem „Mega-Streiktag“ in Bochum zusammen. Die Angebote der Arbeitgeberverbände in den 13 Tarifbezirken sind bisher sehr schlecht und laufen angesichts der gestiegenen Inflationsrate und drei Jahren Laufzeit auf Reallohnverluste hinaus.

In Hamburg wurden zum Beispiel 1% Lohnerhöhung ab Juli 2021, 1,4% ab Mai 2022 und 2% ab Mai 2023 angeboten – für „Unternehmen, die gut durch die Pandemie gekommen sind“, in anderen Betrieben sollten die Erhöhungen noch ein halbes Jahr später erfolgen. ver.di fordert dagegen weiterhin 4,5% plus 45 Euro mehr Lohn, eine Laufzeit von 12 Monaten und einen Mindestlohn von 12,50€ für die Branche.

Im Rahmen der Tarifrunde gibt es auch Streiks in Betrieben, in denen kein Tarifvertrag gilt. So wurde bei Amazon zum „Prime Day“ am 21. und 22. Juni in sieben Logistikzentren gestreikt und damit der jahrelange Kampf für einen Tarifvertrag fortgesetzt. Auch bei Real, wo das Unternehmen aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten ist um nicht mehr an Tarifverträge gebunden zu sein, gibt es Arbeitskampfmaßnahmen. Die Buchhandelskette Thalia begeht zum Jahresende durch Austritt aus dem Arbeitgeberverband Tarifflucht und wird ebenfalls bestreikt.

Dass ver.di hier die Gelegenheit nutzt, um auch in nicht tarifgebundenen Betrieben zum Streik aufzurufen und so die Solidarität der Kolleg*innen im Gesamten Groß- und Einzelhandel sichtbar zu machen ist ein richtiger Schritt. Um Tarifflucht in Zukunft zu verhindern, fordert ver.di die Tarifverträge für allgemeinverbindlich zu erklären. Um das zu erreichen, müssten die Arbeitgeber gemeinsam mit der Gewerkschaft einen Antrag an die Bundesregierung stellen – damit es dazu kommt, wäre enormer Druck auf die Unternehmen erforderlich.

Foto: Serena Schmidt, verdi.de