Rainbowwashing: Wenn Konzerne ihre queerness entdecken

Als sogenanntes „Pinkwashing“ wird die queer* freundliche Eigeninszenierung von Konzernen bezeichnet, welche maßgeblich für die Unterdrückung von LGBTIA+ mitverantwortlich sind. Diese Form der medialen Manipulation zieht darauf ab im Pride Month, der jeden Juni wieder begangen wird, um Aufklärung und Sichtbarkeit zu schaffen, den Profit noch zu steigern.

von Dorian, Bremerhaven

Pinkwashing als Bezeichnung wird immer wieder von verschiedenen Menschen in feministischen Kreisen kritisiert und oftmals in Analysen und Diskussionen zu „Rainbowwashing“ umgewandelt, da das pink als Reproduktion von queerem Bias gewertet wird, welche ihren Ursprung im dritten Reich durch die Kennzeichnung Homosexueller mit dem rosa Winkel hat.

Menschen, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität oder Sexualität nicht in das traditionelle Rollenbild passen, sind auf Sichtbarkeit und positive Resonanz angewiesen, unter anderem von Konzernen, und suchen diese. Durch die Strategie des Rainbowwashings wird dafür gesorgt, dieses Bedürfnis oberflächlich zu befriedigen. Logos werden in Regenbogenfarben gestaltet und neutrale Solidaritätsbekundungen werden in den sozialen Medien geteilt, während Gelder in Lobbies fließen, um queer*feindliche Gesetze zu erlassen, es fließt Geld in Kampagnen zur Verbreitung von Fehlinformationen über Sexualität und Geschlechtsidentität, oder Projekte zur Unterstützung von Konversionstherapien.

Ein besonders prägnantes Beispiel stellt unter anderem Daimler dar, die sogar mit einem eigenen Pride Month werben, jedoch gleichzeitig Rüstungsgüter an queerfeindliche Regime liefert – und als zweitgrößter Rüstungskonzern Europas somit implizit, jedoch auch immer wieder explizit an Länder wie Libyen oder Saudi-Arabien verkauft. Auch bei der BMW-Group verhält es sich nicht anders. In Europa präsentiert man sich auf Instagram mit Regenbogen-Posts und Online-Kampagnen, Geschäfte mit Saudi Arabien und Russland sind dennoch drin.

Diese Doppelmoral zeigt mehr als deutlich, dass es sich bei diesen Kampagnen nur um Profitmaximierung handelt. Die Rechte queerer Menschen sind egal. Auch Amazon versucht sich mit einem Blog an Regenbogenkapitalismus und verspricht, sich um queere Mitarbeiter*innen zu bemühen und dafür Sorge zu tragen, dass sie sich als Teil des Teams fühlen. Durch diesen Aneignungsversuch von LGBTIA+ sollen die ausbeuterischen Verhältnisse verschleiert werden, unter denen Amazon-Mitarbeiter*innen leiden.

Mit zum Rainbowwashing zählen ebenso die Aktionen der UEFA – von Solidaritätsbekundungen via Twitter hin zu Verboten von Regenbögen in Stadien, eingeleitete Verfahren wegen Tragens einer Regenbogenbinde am Arm.

Statt im Betrieb Strukturen zu schaffen, um queere Menschen zu schützen, wird verheimlicht und versucht, die öffentliche Reputation zu wahren und aufzupolieren. Was bringt es, im Sommer überall Regenbogenflaggen zur Schau zu stellen, am Arbeitsplatz jedoch zu schikanieren? Mit struktureller Diskriminierung wird sich nicht auseinandergesetzt. Trans*Personen wird vorgeschrieben, auf welche Toiletten sie gehen dürfen und auf welche nicht. Laut einer Studie der Universität Bielefeld fühlt sich jede*r dritte Homosexuelle Diskriminierung ausgesetzt, bei Trans* Personen sind es sogar zwischen 40 und 42%.

Unterdrückung queerer* Menschen hat Struktur. In der Natur de Kapitalismus und im konkreten Beispiel dieser Unternehmen ist Queerfeindlichkeit vollkommen verwachsen. Es wird von der Ausbeutung und Unterdrückung profitiert.

Nur ein internationaler sozialistischer Kampf gegen Homophobie und kapitalistische Ausbeutung kann dauerhaft diese Unterdrückung aufheben und Strukturen schaffen, in denen queere Menschen nicht weiterhin gnadenlos ausgebeutet werden. Wir brauchen Sicherheit, Unterstützung und Anerkennung, keine bunten Solidaritätsposts einmal im Jahr im Internet!

Foto: Ludovic Betron, CC-BY 2.0