Millionen Hektar Wald stehen in Flammen, Tausende Häuser wurden evakuiert und Lebensräume zerstört, Hitzewellen halten tagelang 45°C. Der sibirische Taigawald brennt und mit ihm das Ökosystem eines der größten Wälder der Welt.
Von Monja Rehmke, Bremerhaven
Während die Buschbrände in Australien 2019 und 2020 noch für großen Aufruhr sorgten, kann man diesen Sommer kaum die Orte zählen, die durch Hitzewellen und Dürren zu Opfern des Feuers geworden sind. Es brennt in vielen Regionen: Sibirien, Italien, Türkei, Oregon, Kalifornien, Kanada und Algerien. In Griechenland herrschten tagelang über 40°C, in Sizilien wurden 48,8°C gemeldet, das wäre ein neuer Hitzerekord. Insbesondere die Wälder sind durch die Trockenheit geschwächt.
Hitzerekorde
In der Türkei gab es über 200 Feuer, 16 davon besonders verheerend. Am schlimmsten betroffen waren die Provinzen Antalya und Mugla. In Oregon, USA, wütete der Pixie-Brand, der Ort Greenville wurde über Nacht zerstört. In Griechenland gab es 600 Brände auf mindestens 60.000 Hektar. Der Brand nahe Athen schickte mit dem Wind seine Asche bis in die Hauptstadt, die Brände auf der Insel Euböa konnte erst durch langersehnten Regenfall unter Kontrolle gebracht werden.
Jede kleine Flamme hat in der Dürre das Potenzial, ganze Orte in Schutt und Asche zu legen. Die Löscharbeiten kommen nicht hinterher. Der Wind trägt die Brände kilometerweit, bis sie sich verbinden. Eine gerade gelöschte Region lodert noch am selben Tag wieder auf.
In Kanada sind Waldbrände ein natürlicher, periodischer Vorgang. Ähnlich ist es auch an anderen Orten. Durch die Hitzewellen und die Dürre sind die Brände jedoch unkontrollierbar und extrem. In ihrer heutigen Form sind sie eine direkte Folge des menschengemachten Klimawandels. 2011, 2012 und 2018 brannten über 3,5 Millionen Hektar Wald. 2015, 2017 und 2020 waren es sogar 4 Millionen Hektar und dieses Jahr brannten allein in der Region Jakutien (Sibirien) bereits 2,3 Millionen. Das letzte Jahrzehnt brach sämtliche Hitzerekorde. Die Zukunft verspricht keine Linderung.
Beschleunigung
Der letzte Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) bestätigte, dass wir die 1,5°C Erderwärmung bereits zum nächsten Jahrzehnt erreichen. Anstelle von einmal in 50 Jahren können wir dann einmal im Jahrzehnt mit extremen und lebensgefährlichen Hitzewellen rechnen. Dürren begleiten uns 1,7-mal soviel wie bisher.
Die Kipppunkte von Ökosystemen sind schwierig zu berechnen. Bereits heute erfahren wir einen massiven Rückgang in der Artenvielfalt, ausbleichende Korallenriffe und schmelzende Polkappen, doch es ist nicht klar, welche Kipppunkte wir erreichen, wenn die Erderwärmung auf 2°C steigt. Sicher ist aber, dass jedes Zehntel-Grad mehr Artensterben, mehr Wetterkatastrophen, mehr Waldbrände und den Verlust weiterer Ökosysteme bedeutet, ohne auch nur die möglichen Kipppunkte einzubeziehen.
Dies zu verhindern, wird keine besonders schnelle Dusche und kein Bambusstrohhalm schaffen, wenn weiterhin die kapitalistische Klasse tonnenweise CO2 ausstößt, Öl und Kohle fördert und Wälder rodet. Wir brauchen eine grundlegende ökonomische Umwälzung, wenn wir die gänzliche ökologische Umwälzung vermeiden wollen.
Bild: Yıldız Yazıcıoğlu/VOA, Milas yangın 4, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons