Rezos Gruselkabinett der Etablierten
Rezo ist zurück auf der politischen Bühne und nimmt sich erneut die CDU/CSU vor. Gut recherchiert und belegt, deckt er in den ersten beiden Teilen seiner 3-teiligen Zerstörung Fehlverhalten und Inkompetenz von Politker*innen schonungslos auf.
Von Verena Saalmann, Müllheim
Vor allem CDU/ CSU, FDP und AfD betrachtet der Influencer länger in seinen Videos: Er zeigt Videos von Umweltministerin Klöckner, in denen sie moralisch fragwürdige Werbung für Firmen macht, er dokumentiert Bilder und Videos von Laschet beim Lügen. Andreas Scheuers Maut-Desaster wird aufgearbeitet, genauso wie Verstrickungen mit RWE und anderen Energiekonzernen. Die Legitimierung der Kastenstände kommt dran, der Abbau der erneuerbaren Energien. Dazu kommen Verschwörungstheorien und Wissenschaftsfeindlichkeit von FDP und Werteunion, sowie die Unzulänglichkeit von Klimaprogrammen. Er behandelt genug Themen, um eine ganze Gruselshow damit zu füllen. Die Botschaft ist klar: Diesen Politiker*innen kann man nicht trauen. Sie sind entweder extremst inkompetent oder schlichtweg korrupt.
Wie weiter?
Mit Handlungsempfehlungen hält Rezo sich zurück. Er beschränkt sich auf einen allgemeinen Aufruf, zur Wahl zu gehen. In den Kommentaren unter den Videos kann man lesen, wie der aufgenommen wird: GRÜNE wählen, LINKE wählen.
Doch was die GRÜNEN in Regierungen tun, sieht man in Schleswig Holstein (Abschaffung der Mietpreisbremse), Baden-Württemberg (Stuttgart 21) oder zuletzt in Hessen, wo die Grünen den Dannenröder Forst von Umweltaktivist*innen befreit haben, um ihn rohden zu können. Er weicht für eine Autobahn. Das Klimaprogramm der GRÜNEN reicht nicht, um das Pariser Abkommen einzuhalten. Zur Geschichte des von Rezo erwähnten Hambacher Forst, den RWE und Laschet wegen „Brandschutz“ räumen ließen, gehört auch, dass dessen Rodung damals von den GRÜNEN genehmigt wurde – die dann jetzt lautstark die Aktivist*innen im Wald unterstützt haben (und somit gegen ihre eigene Erlaubnis zur Rodung protestiert haben).
DIE LINKE hat das umfassendere Klimaprogramm. In ihrem Programm will sie sich außerdem mit den Konzernen anlegen, massiv von oben nach unten umverteilen, und gegen Militarismus kämpfen. Die große Frage ist aber, wie das umgesetzt werden soll.
Große Änderungen kommen nicht aus den Parlamenten. Die (leeren) Versprechungen, die Politiker*innen aktuell für den Klimaschutz geben, und das Bewusstsein, dass hier etwas passieren muss, sind nicht vom Himmel gefallen. Sie kommen von den anhaltenden Protesten der Fridays For Future Bewegung, von den unzähligen Schüler*innen, die immer wieder auf die Straße gehen und für den Klimaschutz protestieren. Diese Proteste haben mehr bewegt, als alle etablierten Politiker*innen aus der Regierung bisher gemeinsam.
Jung gegen alt?
Am Ende des 2. Teils wendet Rezo sich noch einmal an die Alten. Ruft zu Solidarität auf. Daran, an die Zukunft von Kindern und Enkelkindern zu denken. Sich zu revanchieren für den Verzicht der jungen Menschen in der Coronakrise.
Er erweckt dabei den Eindruck, dass die Interessen von Jung und Alt konträr wären. Als würden die Alten unter dem Klimaschutz leiden (und vom Kapitalismus profitieren) – aber das stimmt nicht. Alte Menschen sind genauso von der unsozialen und klimaschädlichen Politik der Regierung betroffen. Auch sie müssen dem Tagebau weichen, leiden unter Altersarmut, werden durch hohe Mieten aus ihren Kiezen verdrängt. Dabei profitieren sie kein bisschen von den Dingen, die den Klimawandel verursachen. Die Generation der Großeltern betreibt nicht die Kohlekraftwerke, rodet die Wälder oder überschwemmt die Welt mit Fast Fashion und Neuwagen. Auch sie wurden in der Coronakrise lange in Alten- und Pflegeeinrichtungen eingeschlossen, während Rüstungsbetriebe und Autokonzerne munter weiter produziert haben.
Die Menschen, die die Verantwortung dafür tragen, sind die Kapitalist*innen. Die Großäktionär*innen der Konzerne, die damit Geld machen. Sie verdienen mit der Klimakatastrophe und betreiben Lobbyarbeit, um zu verhindern, dass sich etwas grundlegendes daran ändert. Sie setzen ihre Profitinteressen auf Kosten unserer Gesundheit und letztlich unserer Lebensgrundlage durch.
Die Grenze verläuft nicht zwischen jung und alt. Sie verläuft auch nicht zwischen Deutschland und China. Sie verläuft zwischen unten und oben. Und die 99%, die unten stehen, dürfen sich nicht gegeneinander ausspielen lassen. Wir 99% haben die gleichen Interessen. Wir wollen unseren Lebensraum retten, bezahlbar wohnen, soziale Absicherung und Arbeitsplätze für alle. Und um das zu erreichen reicht es nicht, nur die CDU zu zerstören: Das ganze kapitalistische Profitsystem, das von der CDU, der SPD, den Grünen und dem restlichen Gruselkabinett verwaltet und verteidigt wird, muss zerstört werden.