Original aus dem Englischen, ursprünglich gepostet von socialistalternative.org
Aysenur Ezgi Eygi, für viele, die sie kannten, Ezgi, wurde nur wenige Tage nach ihrer Ankunft im Westjordanland, wo sie sich dem palästinensischen Volk in seinem Kampf für die Befreiung anschloss, von einem IDF-Scharfschützen brutal ermordet. Sie wurde 26 Jahre alt. Wir sprechen ihrer Familie und ihren Freund*innen unser tiefstes Beileid aus und sind stolz darauf, als Socialist Alternative in Seattle an der Seite von Ezgi gekämpft zu haben, wo sie von 2015-2018 aktives Mitglied war und seitdem Unterstützerin blieb.
Tragischerweise schließt sich Ezgi über 40.000 Menschen an, die durch Netanjahus genozidalen Krieg in Gaza und den eskalierenden Angriff auf das Westjordanland ermordet wurden. Trotz der leeren Worte und falschen Tränen von Beamten des US-Außenministeriums in Nachrichtenartikeln – sogar des Oberimperialisten Anthony Blinken – wurde das Massaker in Gaza und der Krieg gegen die Palästinenser*innen von Anfang an vom US-Imperialismus unterstützt. Tatsächlich haben die USA möglicherweise genau das Scharfschützengewehr finanziert, mit dem Ezgi getötet wurde. Die Fortsetzung der Militärhilfe für den israelischen Staat ist eine der Maßnahmen, bei denen sich Harris und Trump einig sind.
Ezgis Leben ist ein Beispiel dafür, wie Revolutionär*innen alle Formen von Ungerechtigkeit, Ausbeutung und Unterdrückung bekämpfen müssen. Sie lebte nach dem Grundsatz, dass die Verletzung eines Einzelnen eine Verletzung aller ist, und weil sie diesen Standpunkt in Palästina vertratt, wurde sie vom israelischen Staat ermordet. Während wir um sie trauern und ihr Leben und ihr Vermächtnis feiern, rufen wir dazu auf, erneut Massenproteste gegen alle Politiker*innen – Republikaner und Demokraten – zu organisieren, die die Fortsetzung dieses genozidalen Krieges unterstützen. Gerechtigkeit für Ezgi bedeutet das Ende der Besatzung und aller imperialistischen Kriege überall.
Der Weg zum revolutionären Aktivismus
Ezgi ist der Socialist Alternative beigetreten, als sie als Highschool-Schülerin in Seattle an einem Wendepunkt in der US-Politik stand. Bernie Sanders’ Aufruf zu einer „politischen Revolution gegen die Milliardärsklasse“ fand bei Millionen von Menschen aus der Arbeiter*innenklasse Gehör, die von der Politik der Konzerne die Nase voll hatten, und Ezgi wusste schon als Highschool-Schülerin, dass sie sich daran beteiligen musste.
Trump war ebenfalls auf dem Vormarsch und ersetzte Bernies Aufruf zur Solidarität mit der Arbeiter*innenklasse durch das spaltende Erschaffen von Sündenböcken in Migrant*innen, LGBTQ-Menschen und der „radikalen Linken“. Nach Trumps Sieg im Jahr 2016, als Millionen Menschen verängstigt waren und nicht wussten, was sie tun sollten, hat Ezgi dabei geholfen, Schulstreiks anzuführen, hat auf Kundgebungen gesprochen und die frühe Anti-Trump-Bewegung mutig und stolz als Sozialistin aufgebaut. Wie Ezgi damals häufig anmerkte, hatte Trump nur dann eingelenkt, als er mit Walkouts, Flughafenbesetzungen, Massenprotesten und Streiks bedroht wurde, nicht in Folge des „Widerstands“ der Demokratischen Partei oder der reaktionären Gerichte.
Ezgi half am 14. November 2016, kurz nach Trumps Wahl, einen Massenstreik von Schüler*innen aus ganz Seattle anzuführen. „Diese Wahl hat eine Flamme entfacht“, so schrieb sie in einem Artikel von Socialist Alternative über die Walkouts, „und wir sind das Feuer, wir brennen für eine Zukunft, an die wir glauben können.“ Und Ezgi hat nie aufgehört, für diese Zukunft zu kämpfen.
Am Tag von Trumps Amtseinführung sprach sie vor Tausenden von Menschen in der Innenstadt von Seattle und endete mit dem kraftvollen Sprechchor „The enemy is profit, together we can stop it” (Übersetzung: “Der Feind ist der Profit, gemeinsam können wir ihn aufhalten”). In diesen beiden Artikeln werden Reden zitiert, die Ezgi auf Anti-Trump-Kundgebungen gehalten hat, und jeder, der das Privileg hatte, sie sprechen zu hören oder sich an ihrer Seite zu organisieren, wusste, dass sie eine Kraft war, mit der man rechnen musste.
Auf einer Siegeskundgebung nach der Ankündigung der Stadt Seattle, sich wegen deren Unterstützung für die Dakota Access Pipeline im Jahr 2017 von Wells Fargo zu trennen – erzwungen durch den Druck der Bewegung, die von der damaligen Stadträtin von Socialist Alternative, Kshama Sawant, angeführt wurde –, hielt Ezgi eine Rede. Nachdem sie den Sieg gefeiert und der Bewegung Anerkennung gezollt hatte, und nicht falschen, selbsternannten „progressiven“ Politiker*innen, ging sie über zu den unzähligen anderen Dingen , die wir als Arbeiter*innenklasse brauchen und verdienen, und erklärte: „Wir können nicht aufhören zu kämpfen, bis wir gewinnen.“
Ein Mitglied der Socialist Alternative, Colin Moen, beschrieb seine Erfahrungen mit Ezgi während des Kampfes gegen die Dakota Access Pipeline:
„Auf dem Höhepunkt der No-DAPL-Bewegung im Winter 2016/17 gehörten Ezgi und ich zu einer kleinen Gruppe von Sozialist*innen, die von Seattle nach Standing Rock fuhren, um sich an der Besetzung gegen die Dakota Access Pipeline zu beteiligen.
In den Tagen vor unserer Ankunft waren Videoaufnahmen aufgetaucht, die zeigten, wie private Polizeikräfte Kampfhunde auf friedliche Demonstranten losließen. Wir waren im Lager der Oceti Sakowin untergebracht, das zu dieser Zeit unter ständiger Überwachung und Einschüchterung durch die Polizei stand.
Jede Nacht wurde das Lager von einer Reihe von Polizeischeinwerfern in den umliegenden Ausläufern beleuchtet. Es war extrem kalt, sodass wir in unseren Schlafsäcken mit Mänteln und Schneehosen schlafen mussten, um uns warm zu halten.
Das alles hat Ezgi nicht im Geringsten entmutigt; was zählte, war, dass die einfachen Menschen in den Kampf gegen Unterdrückung und Klimakatastrophe zogen, und sie zögerte keine Sekunde, eine aktive Rolle in diesem Kampf zu spielen.“
Ehrung der heroischen Ezgi
Nach ihrer Zeit als aktives Mitglied der Socialist Alternative setzte Ezgi ihren Aktivismus als Teil der jüngsten Gaza-Solidaritätscamps an der Universität von Washington und dann als Teil des International Solidarity Movement fort. Es gibt viele, viele Menschen, die Ähnliches über Ezgis Kampf für die Befreiung aller Arbeiter*innen und Unterdrückten berichten können, und wir hoffen, dass sie es tun, denn es wird uns alle ermutigen und inspirieren, noch stärker für die Zukunft zu kämpfen, die Ezgi und wir uns so sehr wünschen.
Wir können uns den Schmerz, die Trauer und die Wut nicht vorstellen, die Ezgis Familie jetzt empfindet. Ihre Eltern fordern eine unabhängige Untersuchung ihres Mordes und weisen mutig auf die Heuchelei der US-Regierung hin. Wir dürfen kein Vertrauen in den kapitalistischen Staat, die Armeen und die Polizei haben, dass sie selbst ermitteln – egal in welchem Land. Während wir versuchen, die ganze Wahrheit herauszufinden, denken wir, dass es klar ist, was Ezgi von uns wollen würde.
Um Ezgis Vermächtnis und revolutionäre Kraft zu ehren, ruft Socialist Alternative zu erneuten Campusbesetzungen auf, die sich mit der Arbeiter*innenbewegung verbinden, zu globalen Massenprotesten gegen die Besatzung und zu Solidaritätsstreiks gegen den völkermörderischen Krieg. Sowohl die demokratische als auch die republikanische Partei unterstützen die Finanzierung des Krieges und der Besatzung durch den israelischen Staat. Deshalb brauchen wir eine neue Partei für die arbeitenden Menschen, die wirklich für die Interessen der Arbeiter*innenklasse kämpft, in den USA und in allen Ländern der Welt, ausgestattet mit einem sozialistischen Programm zur Beendigung aller Ausbeutung, Unterdrückung, Ungleichheit und Krieg.
Aysenur Ezgi Eygi hat nie aufgehört zu kämpfen, und das werden wir auch nicht.